Schwarz-weiß | 2021
Was sagt die Gestaltung einer Grabstätte über die Toten und die Beziehung zu Hinterbliebenen aus?
Wie kann ein Grab etwas über die verstorbenen Menschen und die Beziehung zu Hinterbliebenen mitteilen?
Die ersten Dinge, die ich beim Auszug aus unserem Elternhaus eingepackt hatte, waren Erinnerungsstücke: Malereien, Skizzen, Briefe, Fotos und Tagebücher. Alles was persönliche Aufzeichnungen enthielt, fiel mir unendlich schwer zurückzulassen. Ich wollte sie mitnehmen, bei mir haben, aufheben – bewahren.
Gespräche und Fotos machen Erinnerungen lebendig. Neue Anekdoten und unbekannte Aufnahmen können sie minimal erweitern. Mehr geht nicht.
Die Geschichte, wann meine Eltern geboren wurden, wie sie aufwuchsen und sich meine Eltern kennenlernten, ist lückenhaft. Anhand von Erzählungen, Bildern und Dokumenten lässt sich ihr Weg ein wenig nachvollziehen. Er bleibt flach und eindimensional. Ihre eigenen Erfahrungen und Erzählungen fehlen. Die persönliche Deutung von Ereignissen, Empfindungen und Entwicklungen.
Die Wiedergabe der Erinnerungsstücke stellt eine Möglichkeit dar, etwas über die Verstorbenen mitzuteilen. Unter den Andenken befindet sich auch ein Tagebuch mit schwarz-weißem Einband. Die Fotos aus der Kindheit meiner Eltern sind schwarz-weiß. Es existierten in meinem Kopf über lange Strecken nur extreme Betrachtungen und Bewertungen über das Leben, die Persönlichkeit und das Verhalten meiner Eltern.
Ich möchte, dass die Gestaltung der Grabstätte sowohl die Persönlichkeiten der Toten, als auch die Entwicklung meiner Beziehung zu ihnen widerspiegelt. Außerdem suche ich eine Möglichkeit andere Menschen an diesen Inhalten teilhaben zu lassen. Die technologische Entwicklung erlaubt es Bilder mit dem Smartphone einzuscannen und so digitale Inhalte verfügbar zu machen.
Ein QR-Code hilft eine Verbindung zwischen Grabstätte und Homepage herzustellen.
Die Andenken zu sortieren, eine Auswahl zu erstellen und ästhetisch zusammenzufügen war anstrengend, zeitintensiv und hat mich an den Rand der Verzweiflung getrieben. Es war mir unmöglich auch nur annähernd mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Ich musste irgendwann einen Kompromiss mit mir eingehen und abschließen.
Der Kompromiss sieht vor, dass ich mich herantaste. Ich weiß nicht, wieviele Teile entstehen werden und ob die verbleibende Zeit ausreichen wird.
Zwar habe ich die Entwicklung in der Hand, aber keine Kontrolle über meine Muse und ein paar andere Faktoren, die eben auch eine Rolle spielen.